Hoffen, Gucken, Fluchen – Das Wohnungs-Exposee – Wunsch und Wirklichkeit

Das Exposee - Wunsch und Wirklichkeit
Das Exposee - Wunsch und Wirklichkeit // Foto: avi_acl / pixabay
Von Susan Rautert

Sue und ihre Familie suchen eine neue Wohnung in Dresden. Dabei durchstöbern sie die digitalen und analogen Welten und haben immer wieder Frust und viele Fragen. Für HEY DRESDEN hat Sue ihre Gedanken und Beobachtungen bei ihrer Suche aufgeschrieben.

Die Besichtigung einer Wohnung ist immer das langersehnte Ziel einer Wohnungssuche die wir sowohl digital (TEIL 1) als auch analog (TEIL 2) beschritten haben. Leider haben wir häufig erlebt, das Wunsch und Wirklichkeit nicht selten in einem nicht unerheblichen Spagat voneinander entfernt klaffen.

Teil 5 – Die Besichtigung – Wunsch und Wirklichkeit der Exposee‘ s

Hach ja, Photoshop! Dieses Programm zeigt was es kann, wenn es um Fashion und Beauty geht. Doch auch die hiesigen Wohnangebote zeigen, das Realität und abgebildete Fotos doch deutlich auseinanderklaffen können.

Die Räume scheinen allesamt… lichtdurchflutet, sauber, frisch renoviert und wunderbar. Zumindest wenn es die Exposees auf Internetportalen und Bilder auf Bauschildern betrifft.

Betritt man die Wohnung dann in real, begreift man schnell was genau gemeint war mit „kreativen Schnitt“ oder „gemütlichen Zimmern“. Was in Wort und Bild so positiv klingt, kann sich bei mancher Besichtigung als böses Erwachen präsentieren. Hier einige Formulierungen, die wir in Anzeigen gefunden haben und die sich dann in der Realität ganz anders dargestellt haben:

„außergewöhnlich ruhige Lage“

So außergewöhnlich ruhig, das selbst die DVB und die hiesige Taxigesellschaft beschlossen haben, dass ein Anschluss an dieses wirklich, wirklich, wirklich ruhige Fleckchen Dresden nicht lohnt. Für Menschen mit wenig Bedarf auf Kontakt zu Nachbarn aus dem Stadtteil, Einkaufen ums Eck oder gar ärztlicher Versorgung ist eine Wohnung in solcher Lage ideal. Vielleicht auch – wenn denn der Garten groß genug ist auch gleich für Selbstversorger.

„kreativer Schnitt“

Die Wohnungszeitungen können dir nichts neues mehr beibringen? Pinterest fragt DICH nach neuen Einrichtungstipps für seltsam geschnittene Wohnungen? DANN! (und nur dann) solltest du „kreative“ Schnitte in Wohnungsangeboten bevorzugen. Dabei ging es nicht um schiefe Böden im Altbau oder ein kleineres Fenster im Bad. Wir sprechen mehr von Fenstern, die in die Einfahrt der Tiefgarage blicken, Wohnungen die leider ohne Keller und Abstellraum auskommen müssen, dafür aber ein zweites Bad haben. Kurzum: der Wohnungen für die „die das Außergewöhnliche suchen“ sind nur was für Menschen mit äußerst kreativen Ideen für Ihre Wohnungen.

„gemütliche Zimmer“

Ja, bei den steigenden Mietpreisen kann man sich häufig leider nicht so viel Quadratmeter leisten wie man sich es erträumt. Die Beschreibung „gemütliche Zimmer“ heißt aber am Ende nicht mehr als „sehr beengtes Raumverhältnis“. Und das ist auch irgendwie klar, bei wenig Raum für viel Personen kann es schon mal „gemütlich“ werden. In vielen Wohnungen, die wir gesehen haben, die diese Auszeichnung getragen haben, reichte diese Bezeichnung mehr zu einem sardinenhaften Wohngefühl.

Das Exposee meinte "Gestaltungsfreiraum...."

Das Exposee meinte „Gestaltungsfreiraum….“ | Foto: pixabay/MichaelGaida

„Gestaltungsfreiraum“

Das Wohnungen bei Bezug tapeziert und kleine Renovierungen gemacht werden müssen, empfinde ich als völlig normal. „Gestaltungsfreiraum“ aber ist ein Wort, das wir nach wenigen Malen als absolutes Ausschlusskriterium für Wohnungsangebote erwählt haben.

Denn in unserem Fall hatten die Wohnungen die „Gestaltungsfreiraum“ hatten eher so Nachkriegscharme. Wir sprechen hier von abzuschleifenden Böden, zu wechselnden Installationen, Verputzungen und dergleichen mehr, die dringend VOR dem Einzug ausgeführt hätten werden müssen. Ein Tipp für jene, die handwerklich begabt sind. Für uns, die wir mit zwei linken Händen gesegnet sind, eher ein absolutes „NEIN“.

Besichtigung: Was man sieht ….

So eine Besichtigung ist ein kurzes Zeitfenster in der man entscheiden soll, ob die vorliegende Wohnung bald vom anonymen Raum zum Zuhause wird. Bei unseren Besichtigungen gab es sowohl Wohnungen die noch bewohnt waren als auch welche, die bereits leergeräumt waren.

Die Wohnungen mit Bewohner haben ihren eigenen Charme. Die Möbel, Dekorationen und Bilder sprechen ihre ganz eigene Sprache. In einer Wohnung fanden wir sogar einen ganz eigenen Geruch vor. Es stellte sich raus, dass in dieser Familie wirklich intensiv gekocht wurde und das vermutlich zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Besichtigung ….was man jenseits vom Exposee sehen sollte!

Jeder schaut auf andere Qualitätsmerkmale bei der Wohnungsbesichtigung. Klar, denn die eigenen Erfahrungen spielen da sehr in die Begutachtung der zukünftigen Wohnung mit hinein.

Dies sind einige Dinge, auf welche wir geachtet haben:

  1. gepflegte Außenanlagen, Treppen, Aufgänge
    Findet sich überall Müll, Unkraut oder übervolle Tonnen begrüßen einen in der Einfahrt? Dann ist das für uns eine Absage gewesen für das Objekt. Denn, wenn der Vermieter sich daran schon nicht stört, könnte es schwierig werden, sollte die Wohnung mal zu behebende Schäden haben.
  2. Schimmel und Co.
    Ja, die Mär der richtigen Belüftung wird von vielen Vermietern wieder und wieder erzählt. Doch die Wahrheit ist: Steckt der Schimmel in den Wänden, ist er nur mit großem Aufwand wieder zu entfernen. Richtige Belüftung ist nur ein kleiner Punkt in der Behebungsprozedur. Stockflecken, Schimmelflecken und dergleichen mehr haben wir bei allen Besichtigungen mit Argusaugen erspät. Das ist dann die Absage für die Wohnung gewesen.
  3. Alte Fenster und Türen
    Wir mögen Altbau, er hat Charme, Geschichte und viel Potential. Doch alte Fenster können die künftigen Heizkosten stark nach oben steigen lassen. Türen die zu baufällig oder zu alt sind, sind nicht nur auch ein Faktor in Sachen Nebenkosten, sondern auch ein Sicherheitsrisiko.

 

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