Ein Beruf mit Zukunft – Der Wasserfallzieher am Lichtenhainer Wasserfall

Von Matthias Neidhardt

Seit 1830 gibt es das verpachtbare Amt des „Wasserfallziehers“. Dieser hatte seitdem eine wichtige Aufgabe, die mehr oder minder aus der Not heraus geboren wurde.

Der Wasserfallzieher am Lichtenhainer Wasserfall

Lichtenhainer Wasserfall

Lichtenhainer Wasserfall

Der Wasserfallzieher zieht, wie der Name vermuten lässt, Wasser. Doch nicht den Berg hinauf, damit immer genügend Wasser zum Fallen da ist, sondern er zieht das Wehr des vorher angestauten Wassers nach oben, damit sich das Wasser des größten sächischen Wasserfalls in einem regelrechten Schwall ergießt. Die verantwortungsvolle Tätigkeit muss alle 30 Minuten durchgeführt werden. Entstanden ist dieser Brauch um in den 1830er Jahren die Attraktivität der Region weiter zu steigern. Waren genug Besucher anwesend und genug Wasser hinter dem Wehr angestaut, öffnete der Wasserfallzieher am Lichtenhainer Wasserfall die Wehrmauern und lies das Wasser noch stärker hinabrauschen.

Dafür erhöhte man sogar den Fall durch einen kurzen Hangkanal etwas und errichtete ein Stauwehr für den ursprünglich natürlichen kleinen Wasserfall des Lichtenhainer Dorfbachs. Der Wasserfallzieher unterhielt während seiner Amtsausführung einen Ausschank und öffnete gegen Geld den Touristen für ein paar Minuten die Stauanlage. Im Anschluss an die Attraktion konnte man sich dann ein kühles Bier seine Kehle hinunterrinnen lassen.

Heute wird die Touristenattraktion noch mit Musik verstärkt. Langsam steigt die Fließgeschwindigkeit des Wassers und mit dem Schlussakkord der Musik stürzen die Wassermassen dann ins Tal.


 

Lichtenhainer Wasserfall – Ziel der Kirnitzschtalbahn

Die Kirnitzsch mit der Kirnitzschtalbahn

Die Kirnitzsch mit der Kirnitzschtalbahn

Einen noch stärkeren Zuspruch erfuhr der Wasserfall bei Touristen nach der Fertigstellung der Kirnitzschtalbahn im Jahre 1898. Von nun an konnte man bequem in Bad Schandau in die Straßenbahn einsteigen, sich durch das wildromantische Kirnitzschtal fahren lassen und hier angekommen das Spektakel und dem Treiben ringsherum folgen. Die 1852 errichtete Gaststätte am Lichenhainer Wasserfall erfreute sich seitdem noch stärkerer Beliebtheit.


 

Lichtenhainer Wasserfall gestern – Start für Maultierausflüge

Am Lichtenhainer Wasserfall

Am Lichtenhainer Wasserfall

Ein altes historisches Werbeschild erinnert noch an vergangene Zeiten. Von hier aus konnten im 19. Jahrhundert zu verschiedenen Zielen in der Sächsischen Schweiz Saumtierführer, Sesselträger und Wanderführer engagiert werden.  Mit Preisen für die Taxe von 2 und 5 Mark startete am hölzernen „Wasserfallhäuschen“ die Tour in die umliegenden Wandergebiete.


 

Lichtenhainer Wasserfall heute – Startpunkt für Wanderungen

Heute ist der Lichtenhainer Wasserfall ein beliebter Startpunkt für Wanderungen der hinteren Sächsischen Schweiz. Zum beliebten Neuen Wildenstein mit dem Kuhstall sind es nur 50 Fußminuten, die Affensteine mit der Idagrotte, zahlreichen Stiegen und dem Carolafelsen sind je nach Wegverlauf in 1-2 Stunden erreicht und für Ganztagestouren zu den Schrammsteinen oder die Hintere Sächsische Schweiz ist der Wasserfall ein idealer Start- und Zielpunkt. Über die Kirnitzschtalbahn kann man seine Wanderung am Lichtenhainer Wasserfall beginnen und dann verschiedene Touren bis nach Bad Schandau und Schmilka unternehmen, die ihrerseits an die S-Bahn nach Pirna und Dresden angebunden sind.

Fazit – Lohnenswerter Ausflug mit Wandermöglichkeit im Anschluss

Eine Tour mit der Kirnitzschtalbahn ab Bad Schandau bis zum Lichtenhainer Wasserfall mit seiner musikalischen Untermalung und einem anschließenden Ausflug auf den Kuhstall und anschließender Fahrt zurück bis nach Bad Schandau ist sehenswert, lohnend und dank der Bahnfahrt ein klein wenig abenteuerlich zugleich.

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