Porzellan-Museum Meissen – Böttger, mach Gold!
Über 300 Jahre Geschichte vom Porzellan aus Meissen werden im Meisser Porzellan-Museum ausgestellt. Zum hundertjährigen Bestehen der Sammlungen erstrahlt das Museum ab Ostern 2016 in neuem Glanz.
Die Geschichte des Porzellans
Von den Anfängen des Porzellans aus Meissen
Es war der Alchemist Johann Friedrich Böttger, der Anfang des 18. Jahrhunderts behauptete aus wertlosen Materialien Gold herstellen zu können. Als die der sächsische Kurfürst August der Starke hörte, musst Böttger liefern, was er behauptete. August der Starke lies Böttger in der Jungfernbastei, einem Teil der Dresdner Festung, einsperren, um ihn Gold herstellen zu lassen. Wenig erfolgreich mit seinen Versuchen, schloss sich Böttger einem Wissenschaftler-Team um Ehrenfried Walther von Tschirnhaus an, die fortan versuchten Porzellan herzustellen. Die Experimente führten 1708 zur Erfindung des europäischen Porzellans, dessen Geheimnis der Herstellung sich August schützen lassen wollte. Böttger erhielt die Leitung des Forschungsprojekts, dass mit Unsummen von August gefördert wurde. Umgerechnet 22.3 Millionen Euro waren die Forschungen zur Porzellan-Herstellung August dem Starken für drei Jahre wert.
Mit der Gründung der Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur am 23. Januar 1710 erfolgte der Startschuss zur fabrikmäßigen Produktion von Porzellan aus Meissen. Das Geheimnis zur Herstellung konnte nicht lange gehütet werden. Ein Chemiker floh aus der Porzellanmanufaktur und beförderte die Rezeptur nach Wien, wo 1718 mit der Wiener Porzellanmanufaktur die erste Konkurrenz zu Meissen entstand.
Produziert wurde das Porzellan von Beginn der Manufakturgründung bis 1863 auf der Albrechtsburg in Meißen.
Die Blütezeit der Porzellanmanufaktur Meissen
Neben Prunk- und Schmuckgeschirr für den Bedarf des Dresdner Hofes wurden im 18. Jahrhundert Miniaturen und Prunkfiguren für repräsentative und dekorative Zwecke angefertigt. Modelleur war bis 1731 Johann Gottlieb Kirchner. Bekannt war dieser für seine großen weißen Tiergestalten. Sein Mitarbeiter und Nachfolger Johann Joachim Kändler prägte die Entwicklung der Figurenplastik in Meißen und anderer deutscher Manufakturen. Und auch unter Graf Camillo Marcolini erlebte die Manufaktur von 1774 bis 1814 eine kleine Blütezeit.
Vom Fall und erneuten Aufstieg des Porzellans
Im 19. Jahrhundert hatten viele Manufakturen unter Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Aufgrund zahlreicher Kriege, war der Hochadel finanziell nicht mehr Willens und in der Lage in kostbares Porzellan zu investieren. Auch hatte die Manufaktur durch ihre unzeitgemäße Produktion zusätzlich zu kämpfen. Dies änderte sich jedoch mit Carl Wilhelm von Oppel, der die Manufaktur zwischen 1814 und 1833 leitete und dabei künstlerische, technische und kaufmännische Änderungen durchsetzte. Und auch sein Nachfolger Heinrich Gottlieb Kühn etablierte das Porzellan wieder zusehends. Künstler der Dresdner Kunstakademie wie Gottfried Semper und Ernst Rietschel steuerten Dekore und Formen bei.
Zudem besannen sich deutsche und ausländische Fürstenhäuser auf ihre Blütezeit und bestellten wieder traditionelle Meißner Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barock und des Rokoko. Und auch das gehobene Bürgertum investierte zusehends in Porzellan aus Meissen. Als besonderen Verkaufsschlager etablierte sich das berühmte Zwiebelmuster.
Um die Arbeitsabläufe zu optimieren, wurde die Produktionsstätte ab 1863 von der Albrechtsburg in die neu errichteten Gebäude im Meißner Triebischtal verlagert. Hier wird noch heute produziert
Parallel fertigten Künstler einige Einzelstücke, die speziell für Messen und Ausstellungen angefertigt wurden.
Meißner Porzellan im 20. Jahrhundert
Mitten in den Kriegswirren des 1. Weltkriegs eröffnete man 1916 die Modellschau für die Angestellten der Manufaktur. Gebaut wurde diese zwischen 1912 und 1915.
Zusehends versuchte die Porzellanmanufaktur nun auch externe Künstler in die Gestaltung ihrer Porzellane mit einzubeziehen. Insbesondere Maler, Illustrator und Plastiker Paul Scheurich, seit 1913 in der Manufaktur tätig, schaffte es die figürliche Porzellanplastik Meißens zu einem neuen Höhepunkt zu führen, die weltweite Anerkennung fand. Neben Scheurich arbeiteten weitere Künstler sehr erfolgreich für die Manufaktur, darunter waren Max Esser, Ernst Barlach und Emil Paul Börner. Dieser entwickelte in den 1920er und 1930er Jahren einfache und formschöne Geschirre und Dekor und das erste Porzellanglockenspiel an der Frauenkirche in Meißen. Während des zweiten Weltkriegs konnte die Produktion aufrecht erhalten werden. Die volkseigene VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen avancierte in der DDR-Zeit dann zum achtstärksten Devisenbringer des Landes. In der Nachwendezeit wurde Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH gegründet, die fortan die Herstellung des Meißner Porzellans betreibt.
Porzellan aus Meissen heute
Zahlreiche Umstruktierungen führten dazu, dass sich die Manufaktur im 21. Jahrhundert nun über die Meissen Couture auch Architektur, Inneneinrichtung, Uhren, Schmuck und Mode mit dem weltberühmten Logo herstellt und vermarktet und sich zusehends als Luxuslabel etabliert. Um sich die kulturhistorischen Werte der Manufaktur zu sichern, gründete der Freistaat Sachsen, der Gesellschafter der Manufaktur ist, im Jahr 2014 die Meissen Porzellan–Stiftung GmbH, welche der Staatlichen Porzellan–Manufaktur Meissen GmbH sämtliche Modellformen, Rezepturen und Museumsobjekte abkaufte. Im Bestand der Stiftung befinden sich nun knapp 10.000 Exemplare Meissen Porzellan, von denen die 3.000 schönsten und wichtigsten im Meissen Porzellan-Museum ausgestellt sind.
Das Meissen Porzellan-Museum
Wie schon erwähnt eröffnete die Porzellanmanufaktur im Januar 1916 die Schauhalle im neoklassizistischen Stil. Im Laufe der Zeit wurde das Museum um eine Schauwerkstatt und ein 2006 erbautes Besucherzentrum erweitert. Und in diesen Räumen werden die Meißner Porzellane von 1710 bis in die Gegenwart chronologisch geordnet gezeigt. Eindrucksvoll lassen sich die gestalterische Entwicklungen der verschiedenen Epochen beobachten.
Anders als 1916 zu seiner Eröffnung sind 100 Jahre später nur noch zwei der ursprünglich 4 Ebenen zugänglich, bzw. werden als Museum genutzt. Nachdem das Museum erst nur Mitarbeitern vorenthalten war, öffnete man die Pforten auch bald für die Allgemeinheit. Besuchten in den 1920er Jahren rund 40.000 Gäste (darunter die Hälfte Schulkinder) das Museum, zählt die Ausstellung heute mit seinen rund 200.000 Gästen jährlich zu den fünf meist besuchten Museen Sachsens.
Das Meissen Porzellan-Museum wurde dieses Jahr neu gestaltet und öffnet am Gründonnerstag seine Tore für die Öffentlichkeit. In zwei Ebenen erlebt der Besucher nun die Geschichte des Porzellans aus Meißen. Dabei orientiert sich die neugestaltete Schauhalle stark an ihrer Gestalt von 1916. Dafür hat man tief im Archiv der Porzellan-Manufaktur gebraben und historische Aufnahmen durchforstet. Die Renovierung und Restaurierung des Museums orientiert sich stark an diesen Aufnahmen, die in einer Sonderausstellung im Museum besichtigt werden können.
Erhalten geblieben sind zum Beispiel die Vitrinen aus dunkel gebeizter Eiche, die mit einem neuen Farbkonzept akzentuiert werden. Weiße Decken und mit Stoff bespannte Wände sorgen für die nötigen Kontraste und Behaglichkeit. „Wir haben den historischen Vitrinen ein modernes Aussehen gegeben, die das Porzellan in seiner Schönheit noch stärker strahlen lassen“, sagte Günter Störzinger, Geschäftsführer der Meissen Porzellan-Stiftung bei der feierlichen Eröffnung.
Durch das Museum führt der Weg durch die Ausstellungsräume im Uhrzeigersinn im ersten Obergeschoss und von dort aus über die zentrale Treppe der Mittelhalle ins Obergeschoss.
Zahlreiche Vitrinen im ersten Obergeschoss stellen Porzellane aus drei Jahrhunderten und die gestalterische und formale Entwicklung des Meissen Porzellans vor. Im zweiten Obergeschoss prägt insbesondere das Deckengemälde Prof. Karl Ludwig Achterhagens und die größte Porzellanfigur, der aus 123 Einzelteilen bestehende „Große Ehrentempel“ von Kaendler aus dem Jahre 1748, das Bild.
Zu den beeindruckendsten Ausstellungsstücken zählen Tafelaufsätze wie „Das Bergwerk“ und „Die Taten des Herkules“, die nun wieder zu sehen sind und die eindrucksvolle Tisch- und Tafelkultur des 18. Jahrhunderts wieder lebendig werden lassen.
Auch die Tierplastiken von merh als 200 Tierplastiken aus drei Jahrhunderten beeindrucken. Großplastiken Johann Gottlieb Kirchners wie die Affen von 1730 oder Johann Joachim Kaendlers „Geier mit geschlagenem Kakadu“ aus 1734 sind wunderschön anzusehen.
In der Schauwerkstatt
An vier Arbeitsplätzen erfährt man in der Schauwerkstatt noch mehr über die Handwerkskunst des Meissener Porzellans. Am Arbeitsplatz des Drehers und Formers werden reliefierte Tassen gedreht und Figurenteile ausgeformt. Beim Bossierer werden die einzelnen Figurenteile zusammengefügt. In der Unterglasurmalerei wird die Herstellung des berühmten Meissener Zwiebelmusters vorgeführt und in der Aufglasurmalerei werden die Blumenmalereien oder Malereien nach ostasiatischen Motiven gezeigt.
Führungen durch das Museum und die Schauwerkstatt
Öffentliche Führungen bietet das Museum ab Karfreitag täglich bis 31. Oktober fünfmal täglich an. Zusätzlich können individuelle Führungen durch die Schauwerkstätten in 14 Sprachen als Audioguide oder in 12 Sprachen mit Fremdenführern gebucht werden. Über diese kann man sich auf der Internetseite der Manufaktur informieren.
Anreise zur Manufaktur
Die Manufaktur befindet sich außerhalb der historischen Altstadt in der Talstraße 9, Meißen. Parkplätze sind genügend vorhanden. Auch mit Bus und Bahn kann man recht einfach anreisen. Vom S-Bahnhof Meißen Altstadt sind es nur 10 Minuten zu Fuß bis zur Manufaktur. Über einen kleinen Abstecher durch Meißen’s Altstadt dauert der Weg zur Manufaktur 20 Minuten.
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