Oh, wie schön ist Panama!
Wenn ich ein Huhn wäre, würde ich gern auf dem Abenteuerspielplatz Panama wohnen. Als Ziege, Hund oder Schaf auch. Als Kind wäre es ein Traum! Und wenn ich es mir genau überlege, als Erwachsener wäre es die Erfüllung. Ein Besuch bei einem Kleinod der Neustadt.
Auf dem Abenteuerspielplatz Panama ist es noch ruhig. Ein Helfer fegt Stroh vom steinernen Gehweg. Drinnen im Hauptgebäude ist schon Betrieb. Es riecht nach Früchtetee, frisch gebackenem Brot und Butter in heißer Pfanne. Auf Hektor, dem lebensgroßen Holzpferd, turnt eine kleine Ballerina in Ringel-Strümpfen. Es herrscht gepflegte Unordnung, wie sie nur tobende Kinder und tolerante Erwachsene fabrizieren können. Die Stimmung liegt irgendwo zwischen Kindergarten und Hostel. Aus dem Büro kommt Lars Diesing. Er arbeitet seit vier Jahren auf dem ASP, einem Projekt der Treberhilfe Dresden e.V, und nimmt sich Zeit für einen Rundgang.
Draußen ist gerade der Hufschmied angerückt und verpasst den Ponys Biban und Brig neue Sohlen. Die Pferde, eher „Steckenpferd“ der reitbegeisterten Mädchen, bringt Lars in eigenen Begegnungsstunden auch den Jungs näher, erzählt er. „Wir sind bemüht um ein ausgeglichenes Rollenbild.“
Unser Weg führt am Kaninchenhaus vorbei zum Ziegengehege. Die unternehmen gemeinsam mit den Kindern regelmäßig Spaziergänge in den Alaunpark. Und wenn die Ziege keinen Bock hat? „Das bietet ein gutes Konfliktpotential“, sagt Lars. „Alles Training.“ Wer sich mit einer störrischen Ziege einigen kann, den haut im Leben so leicht nichts um.
Mittlerweile hat sich Sozialarbeiterin Christin Lewandowski mit ihrem Hund Mojo dem Rundgang angeschlossen. Sie rühmt die Budenbau-Ecke, wo die Kinder selbst walten, hämmern und kreieren können. „Eine wilde Ecke, ein Freiraum“, sagt sie, „wo die Pläne der Erwachsenen nicht gelten.“ Im Sommer können die Kindern in den selbst gebauten Hütten sogar übernachten. Abenteuer liegt in der Luft.
Begonnen hat der ASP vor mittlerweile knapp einem Vierteljahrhundert mit Jens Kalanke. Der bewohnte hier einen Bauwagen und pflegte seine 17 Pferde, erzählt Lars. Heute lebt Kalanke in Brandenburg auf einem eigenen Hof. Anschließend sorgte Jana Erler, nunmehr seit 15 Jahren dabei, für eine Grundstruktur. Mit den Nachbarn versteht man sich gut, das Panama hat mit all seinen Bewohnern einen festen Platz in der Neustadt eingenommen.
Durch die hohen, schmalen Glasfenster kann man drinnen Akrobatik bestaunen. Wir sehen den ABCirk: hier turnen Mütter mit ihren Kindern. Das besondere daran ist, dass geflüchtete Mütter mit Kindern eingeladen sind. Es wird ausgelassen getobt, balanciert, jongliert und gemeinsam gekocht. Ganz nebenbei verbessern sich so die Deutschkenntnisse der Gäste. Aus der Küche duftet es bereits nach Mittagspause. Christin deutet auf einen schwarzen Flausch in der Ecke. Dort liegt Präsenz-Katze Luna auf einem Deckenberg und duldet schnurrend alle Streicheleinheiten.
Christin spricht von Ur-Huhn Elvira, von Hund Mojo und Wallach Stanlay so respektvoll wie von den menschlichen Mitgliedern des ASP. Die Tiere, ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten sind ein gewichtiger Bestandteil des sozialen Gefüges auf dem Hof. Ihre Pflege steht ebenso auf dem Tagesplan wie Gärtnern, Schmuck basteln, Lagerfeuer machen, Siebdruck und Bogenschießen. Darum darf Elvira auch mit für das Foto posieren – als gefiederte Sozialarbeiterin.
Abenteuerspielplatz Panama
Offene Freizeitangebote für Kinder ab 6 Jahre und Jugendliche
- Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 14 bis 18:30 Uhr
Öffnungszeiten für Besucher (Eltern begleiten bitte ihre Kinder)
- Montag, Dienstag und Mittwoch 9 bis 19
- Donnerstag und Freitag 9 bis 14 Uhr (ab 14 Uhr nur für Kinder ab 6 Jahre ohne Erwachsene)
- Samstag und Sonntag 9 bis 12 und 16 bis 18:30 Uhr
- März-Oktober: Familiensonntag 13 bis 18 Uhr, eine Spende wird erbeten
- aktuelle Informationen zu Angeboten wie Gärtnern, Basteln, Handwerk, Spiel, Sport, Budenbau unter panama.treberhilfe-dresden.de
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